Christ-Sein

 

Sich stellen - Verantwortung leben...

...im Appell: Gloria Victis – auch in der Bundeshauptstadt Berlin und weltweit

Am 65. Jahrestag des ungarischen Volksaufstandes, am 23.10.2021, wurde in Budapest/Csömör an der Mahnstätte Gloria Victis in demütiger Ehrerbietung der unfassbaren 100 Millionen Opfer des Kommunismus gedacht. Es war die Geburtsstunde der Initiative, eine entsprechende Gedenkstätte auch in Deutschland zu errichten, basierend auf der langjährigen gemeinsamen Arbeit von Erika Schuchardt, der Autorin eines nunmehr auch in ungarischer Sprache erschienenen Beethoven-Buches, und von Mátyás Sándor, dem Gründer der Gloria-Victis-Stiftung, der Schuchardts Beethoven-Buch übersetzte und zum Friedensbotschaftsbuch seiner Stiftung erkor.
Mátyás war es auch, der vor mittlerweile 15 Jahren begann, Gloria Victis zur ersten weltweiten internationalen ‚Pilgerstätte der vom Kommunismus Getöteten‘ auszubauen. Sie wurde am 23.10.2006 eingeweiht – es war der 50. Jahrestag des Volksaufstandes. Gloria Victis soll zu Aufklärung und verantwortungsbewusstem Handeln aufrufen.


Auch in Deutschland erscheint das geboten angesichts des großen Leids, das vielen nichtkonformen DDR-Staatsbürgern in den langen Jahrzehnten der Deutschen Teilung angetan wurde: beispielsweise denen, die sich 1953 am Aufstand beteiligt hatten, denen, die dem Einmarsch in die CSSR kritisch gegenüberstanden oder die sich kritisch mit dem Regime auseinandergesetzt hatten, oder jenen, die aus verschiedenen Gründen die Teilung nicht akzeptieren konnten. Oft mussten sie ihre Positionen mit dem Tod bezahlen. So wäre es sinnvoll, und wichtig, auch all diesen Opfern in Ehrerbietung endlich, nach über 30 Jahren deutscher Vereinigung, ein würdiges Denkmal zu setzen: ein Gloria Victis! Eine solche Mahnstätte des Gedenkens wird jenen 100 Millionen Toten gerecht, die laut Schwarzbuch des Kommunismus (1997) nicht nur zu ‚Opfern‘ der Vision einer klassenlosen Gesellschaft wurden, sondern nicht selten einen zweiten Tod starben: durch uns Nachfahren, ob bewusst oder unbewusst, vergessen, verdrängt, und damit letztendlich gnadenlos verleugnet!

Unser Anliegen ist es, ein solches Mahnmal Gloria Victis sowohl in der Bundeshauptstadt Deutschlands Berlin, am historischen „Tränenpalast, der Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstraße“ zu errichten, eingebunden in die dortigen stündlichen Führungen, als auch und darüber hinaus auf allen Kontinenten: als weltweite Mahnung in aufklärendem Gedenken an die ermordeten 10×10 Millionen ‚Geopferten‘. Eine solche Warnung ist heute aktueller denn je; sie verweist zugleich auf die große Zahl hirnloser Befehlsempfänger, die sich zu allen Zeiten als "willige Helfer" in den Dienst der "Unglücks-Geschichte" (Schwarzbuch) stellen lassen: blind und taub, sprachlos und gewissenlos. (-> Wikipedia „Das Schwarzbuch des Kommunismus“ 1997, dt. 1998, 2. Teil 2002 mit einem weiteren Kapitel unter dem Titel: „Die Aufarbeitung des Sozialismus in der DDR“. Darin behandelt Ehrhart Neubert: „Politische Verbrechen in der DDR“ (6.1), Joachim Gauck: „Vom schwierigen Umgang mit der Wahrnehmung“ (6.2).


Zugleich verkörpert ein solches Mahnmal die wichtige Erinnerung an offenbar immer wiederkehrende Ereignisse der Geschichte. In anderem Zusammenhang – z.B. Holocaust-Mahnung – läßt sich erkennen, wie heilend ein Erinnerungs-Aufruf wirken kann, wenn Hinterbliebene, Verwaiste, Nachfahren, jeder Einzelne unter uns wie auch als Glied der Gesellschaft, nicht zuletzt die Mitschuldigen selbst, bereit sind, sich diesem Phänomen zu stellen, in gewissem Sinne „Buße“ zu tun, woraus neue Chancen erwachsen können. Erinnernde Mahnmale besitzen das Potential eines zunehmend menschenwürdigen solidarischen Handelns weltweiter Humanität, entsprechend der Schuchardt-Beethoven-These: ‚Krise ist/wird Chance‘ und der Aussage Beethovens: „Die Kreuze im Leben † sind wie die Kreuze in der Musik # – sie erhöhen!“

Mit diesem Erinnerungs-Appell zur Verarbeitung des Leidens und der Schuld zu einem gerechten und aufgeklärten Vergangenheits- und Gegenwarts-Bewusstsein durch die Errichtung eines Gloria-Victis-Mahnmals am „Tränenpalast – dem Ort der deutschen Teilung“, treten Sándor Mátyás und Erika Schuchardt an alle Verantwortungs- und Entscheidungsträger in Deutschland und überall in der Welt heran. Ein solches Gloria-Victis-Mahnmal möge als lebenslanger Erinnerungs-Aufruf zu menschenwürdigem solidarischen Handeln – nach dem Vorbild der Budapester Mahnstätte – in Berlin seine würdige Stätte finden. Zugleich zeigt es eine Verbundenheit über jegliche Grenzen hinweg, zumal wenn es zu gemeinsamen Finanzierungen kommen kann, zugleich auch als Ausdruck einer grundsätzlichen deutsch-ungarischen Freundschaft.

Prof. Dr. phil. habil. Erika Schuchardt
Leibniz Universität Hannover, MdB a.D.
Vizepräsidentin Dt. UNESCO Kommission
Sándor Mátyás
Mahnmal-Gründer Gloria Victis, Vorsitzender der Stiftung,
Initiator und Übersetzer des Beethoven Friedens-Botschafts-Buches

23. Oktober 2021