Rezensionen - Warum gerade ich...?

Prof. Dr. Kenzaburo Oe, Literatur-Nobelpreisträger, Universitätsprofessor Tokio/Berlin, Lernender und Lehrender im Dialog mit seinem Krisen-betroffenen Sohn Hikari/Akira, Tokio 1988 

"Selten habe ich mich in meinem Leben so verstanden gefühlt wie in dem Buch, das mir die Krisenspirale eröffnete.
... Ich bin durch die Krisenspirale gestärkt."
Eröffnungsrede zum World Congress of Rehabilitation International 1988 in Tokio

"Selten habe ich mich in meinem Leben so verstanden gefühlt wie in dem Buch, das mir die Krisenspirale eröffnete. Wie ist es möglich, dass sich ein Mensch so in mich hineinversetzen kann, ohne jemals mit mir und meinem Sohn Hikari/Akira zusammengelebt zu haben? Wie kann es sein, dass ein Mensch meine Aggressionen versteht, meine Sucht (Alkohol) als Suche annimmt, meinen Versuch einer Tötung meines Kindes als 'Todeswunsch' akzeptiert und ihn entlastend in den weltweiten Zusammenhang gleicher Wünsche vieler betroffener Eltern stellt?

Ich habe diese acht Spiralphasen durch meine Krise – "Eine persönliche Erfahrung" (gleichnamiges Suhrkamp-Taschenbuch 1964) –, der Vater eines beeinträchtigten Sohnes Hikari/Akira zu sein, wahrheitsgemäß nicht nur einmal, sondern unendlich viele Male durchlebt: An jeder Station unseres Lebenslaufes neu. Ich bin durch die Krisenspirale gestärkt, durch das Wissen um den Lernprozess Krisenverarbeitung entlastet, durch die Erfahrung, verstanden worden zu sein, herausgefordert, anderen Begleiter, Anwalt, Mitmensch zu sein."

Dazu 2010 – ein Vierteljahrhundert danach –:
Kenzaburo Oe ist nicht nur in Japan, sondern weltweit Anwalt der von Krisen schon betroffenen Menschen. Sein Sohn Hikari/Akira ist herangewachsen zum Musikschaffenden; er ersetzt seine ihm fehlenden Worte durch seine – den Vögeln des Gartens abgelauschten – Töne, denen er musikalische Gestalt verleiht, und beglückt mit seinen Kompositionen auf CDs viele Menschen. Also haben beide, der Vater/ Literaturwissenschaftler und der Sohn, zu ihrem schöpferischen Sprung aus der Krise gefunden.
Kenzaburo Oes jüngstes autobiographisches Werk 2000 (japanisch) bzw. 2005 (deutsch), 2007 (deutsch Fischer-TB) "Tagame. Berlin - Tokio" erzählt von der Verstörung, die der Suizid eines Regisseurs – nämlich der seines Schwagers Juzo Itami/Goro – im Leben seiner Freunde, seiner Familie und seiner selbst, dem Autor, hinterlässt, und ist damit zugleich eine Verarbeitung des Krisen-Auslösers Freitod, ein schöpferischer Sprung aus der Krise.
Die Neue Zürcher Zeitung schrieb: "Einfühlsam und schonungslos, seine Worte bohren sich wie Splitter ins Herz."

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Prof. Dr. Kenzaburo Oe
Literatur-Nobelpreisträger, führender japanischer Schriftsteller seiner Generation,
Universitätsprofessor Tokio/Berlin,
Lernender und Lehrender im Dialog mit seinem Krisen-betroffenen Sohn Akira/Hikari,
Anwalt der Menschenrechte, der Friedens- und Ökologiebewegung;
zahlreiche Auszeichnungen: Akutagawa-Preis für Der Fang 1958, Tanizaki-Preis für Der stumme Schrei 1967,
Yomiuri-Literaturpreis für Der kluge Regenbaum 1982, Nobelpreis für Literatur "für seine Erschaffung einer Welt im Werk,
in der sich Leben und Mythos zu einem erschütternden Bild des Menschen in der Gegenwart verdichten"
1994,
Kulturorden Japans abgelehnt