Rezensionen - Krisen-Management und Integration

mhh

Prof. Dr. M. Maneke, Direktor des Gesundheitsamtes Hannover und des Sozialpädiatrischen Zentrums der MHH

In: Zeitschrift Sozialpädiatrie in Praxis und Klinik, Heft 10, 1981

… ein beispielhaft dynamisches Buch des Ansporns auch und gerade! – für den Arzt.
Mit dieser ungemein eindrucksvoll dargestellten Krisenverarbeitung als Lernprozess muss sich auch der Arzt auseinandersetzen, …Theoretische Überlegungen in so entscheidenden Fragen wie Integration und Separation in der Bildungspolitik, partnerschaftliche Integrationskonzeption … durch eigene praktische Schritte pädagogische Konsequenzen – vgl. Krisenverarbeitungs-Modell der Verfasserin – verändert und bewegt zu haben, macht das Verdienst der Autorin aus …

Rezension: Dynamisches Buch des Ansporns - auch und gerade für den Arzt

Im Internationalen Jahr des Kindes (1979) blieb eine von vielen Behinderten ebenso beharrlich wie undifferenziert gestellte Frage, „ob die Welt besser daran wäre, wenn es keine Behinderten gäbe“, ohne klare Antwort. Im Internationalen Jahr der Behinderten (1981) legt uns die Vf. (Erziehungswissenschaftlerin an der Universität Hannover, Synodale der EKD und der Hannoverschen Landeskirche) im vorliegenden Werk eine eindeutige Stellungnahme eindringlich nahe. Das Thema des Buches hat mit seiner sozialethischen Kernthese und mit seinem Denkansatz:
"Der Behinderte braucht die Gesellschaft – und die Gesellschaft braucht den Behinderten“

einen ausgesprochenen Herausforderungscharakter zum Umdenken und zum Ernstnehmen des Anspruchs auf Integration,. Das Buch ist mit der Wiedergabe und der Interpretation der Biographien Behinderter und ihrer Bezugspersonen, vor allem aber mit dem daraus entwickelten „Krisenverarbeitungsmodell“ ein beispielhaft dynamisches Buch des Ansporns auch - und gerade! - für den Arzt.

Dieses Modell zeigt die phasenhafte Entwicklung vom kognitiv fremdgesteuerten Eingangsstadium mit dem Schritt von der Ungewissheit zur Gewissheit über das emotional ungesteuerte Durchgangsstadium mit Aggression, Verhandlung, Depression zum aktional selbstgesteuerten Zielstadium der Annahme der Aktivität und der Solidarität auf.

Mit dieser ungemein eindrucksvoll dargestellten Krisenverarbeitung als Lernprozeß muß sich auch der Arzt auseinandersetzen, um das Ausmaß ermessen zu können, das Bildungsaktivitäten (Erwachsenenbildung) zur Integration beitragen können und müssen. Erst anschließend empfiehlt sich eine Auseinandersetzung mit der im Band 1 vorangestellten Theorie. Theoretische Überlegungen in so entscheidenden Fragen wie Integration und Separation in der Bildungspolitik, partnerschaftliche Integrationskonzeption und Integrationskonzeption und Integrationsprozeß durch eigen praktische Schritte pädagogischen Konsequenzen (s. obiges Modell der Vf.) verändert und bewegt zu haben, macht das Verdient der Autorin aus.